![]() |
Bei meinem Abiball im Jahr 2002 |
wie geht es dir da, wo du jetzt bist? Hast du es gut? Fehlt dir auch an nichts? Du hast übrigens dein Glas Gewürzgurken vergessen. Die wolltest du doch noch so gerne essen.
Leider konnten wir gar nicht mehr über die neuesten Testergebnisse meines Wirbelsäulenscans reden. Es ist kein Bandscheibenvorfall. Das ist doch schon mal gut, ne? :) Mal sehen woher die Schmerzen dann kommen.
Wir haben auch gar nicht mehr über die Weihnachtsplanung sprechen können. Wo wird das Essen stattfinden? Oder werden wir wieder nur den Heilig Abend zusammen verbringen, bevor du abends mit deiner neuen Frau und ihren Kindern kochen wirst und ich zu Mama fahre?
Und wie geht es eigentlich deinem Hund Cora?
Weißt du, ich wollte dir noch so viel erzählen. Vom letzten Urlaub, von meiner neuen Arbeit in Düsseldorf, von meiner Idee noch eine Doktorarbeit zu schreiben ... Doch dann kam die Nachricht, dass du im Krankenhaus bist und es dir sehr schlecht geht.
Nach deiner Diagnose Prostatakrebs ein Jahr zuvor war ich niedergeschlagen, aber zuversichtlich - vor allem um dir Mut zu machen, und zuerst machte die Bestrahlung ja auch gute Fortschritte. Dass du dann noch noch eine Chemo brauchtest, konnte ich fast gar nicht begreifen. Aber auch das machte ja einen ganz guten Anfang. Als dann die Aszites im Bauch begann, war mir eigentlich klar, dass es der Anfang vom Ende ist. Trotzdem hatte ich große Hoffnung, dass du, mein Papa, wieder gesund wirst. Leider konnte man deinen Tumor nicht mehr operieren, so dass die Chemo wirklich der letzte Versuch war. Bei dem Versuch ist es dann auch leider geblieben ...
Im Krankenhaus erzähltest du mir dann, dass du alle Vorkehrungen getroffen hättest und anonym verstreut werden möchtest, und dass es keine Grabpflege geben solle. Wie sehr musste ich in dem Moment die Tränen zurückhalten und wollte stark für dich sein. Als du dann mit zittriger Stimme weitersprachst und sich unsere Blicken kreuzten, konnte ich keine Träne mehr halten. In dem Moment blieb mir fast das Herz stehen, so traurig war ich. Ich hatte auch sehr große Angst. Minutenlang hielten wir uns einfach nur an der Hand. So ein inniger Moment wie selten zuvor.
Es folgten nur noch wenige Tage, in denen wir miteinander sprechen, uns umarmen und anschauen konnten. Unsere gemeinsame Vergangenheit vor der Scheidung von Mama haben wir in diesen letzten Stunden außen vor gelassen. In meiner Blase gab es nur noch dich und mich und wir wussten, dass wir uns lieb haben.
Als ich die Nachricht von deinem Tod erhielt, war ich trotz aller Vorwarnungen und Anzeichen total erschüttert und zutiefst traurig. Tagelang konnte ich nur weinen und zugegebenermaßen blieb an diesem 13. August die Welt für mich komplett stehen.
Ich denke jeden Tag an dich und vermisse dich!
Elli
Kommentare
Kommentar veröffentlichen